Speicherstadt

Die Speicherstadt wurde zwischen 1885 und 1925 als modernes Lagerhausviertel hinter mittelalterlich anmutenden Fassaden errichtet. So wurde nach langjährigen Verhandlungen der politische Anschluss der Freien Hansestadt Hamburg an das deutsche Kaiserreich von 1871 ermöglicht. Die ursprüngliche politische und damit zollrechtliche Eigenständigkeit Hamburgs mit hunderten über das Stadtgebiet verteilten Lagerhäusern stand dem im Wege. Mit den neuen Speicherbauten im Freihafenbereich wurde es den Kaufleuten ermöglicht, ihre Waren hier unverzollt zu lagern, zu bearbeiten oder zu verschiffen. Für den Bau der etwa 1,5 Kilometer langen und ca. 500 Meter breiten Speicherstadt wurden zwei malerische Innenstadtquartiere mit Barockvillen und Gängevierteln abgerissen. Innerhalb weniger Jahre entstanden die ersten Bauabschnitte der neuen Stadt der Speicher und Kontore, die bis ins Jahr 2003 zollrechtliches Ausland war und noch immer als „größter zusammenhängender Lagerhauskomplex der Welt“ apostrophiert wird.

Architektonisches Vorbild dieser Stadt in der Stadt mit eigenen Brücken, Toren und Bastionen war die mittelalterliche Backsteingotik der norddeutschen Hansestädte. Damals hochmoderne Errungenschaften wie z.B. hydraulisch betriebene Winden oder elektrische Beleuchtung wurden mitsamt den nötigen Kraftwerken und Generatoren in die massive Backsteinkulisse integriert. Der gesamte Gebäudekomplex ruht auf zehntausenden von Eichenpfählen, die in den sandigen Untergrund gerammt wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Speicherstadt erheblich beschädigt, durch den Wiederaufbau unter Leitung des Architekten Werner Kallmorgen aber in ihrer Substanz erhalten.

Die historischen Gebäude der Speicherstadt beherbergen heute hinter ihren trutzigen Mauern zwar zunehmend hochwertig renovierte Büros, aber noch immer werden auch Gewürze, Tees, Kakaobohnen, Rohkaffees, Nüsse und vor allem Orientteppiche gelagert.

Im Süden der Speicherstadt entsteht rund um Hamburgs älteste Hafenbecken die HafenCity, mit der die Stadt an das Elbufer zurückkehrt. Neben attraktiven Wohnlagen am Wasser werden in den nächsten Jahren u.a. ein großes Kreuzfahrtzentrum, die Elbphilharmonie, eine Einkaufspassage und ein Traditionschiffhafen entstehen.